Satansbraut - ein Waldviertel-Krimi by Verlag Haymon

Satansbraut - ein Waldviertel-Krimi by Verlag Haymon

Autor:Verlag, Haymon [Verlag, Haymon]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon Verlag
veröffentlicht: 2014-12-10T05:00:00+00:00


Elsa saß unterdessen in der Bibliothek ihres Schlosses und wartete auf ihren Sohn. Draußen stürmte und regnete es nach wie vor. Obwohl es zog wie in einem Vogelhaus, ließ Elsa die Tür offen stehen. Sie wollte James nicht überhören, wenn er heimkam.

Er bewohnte immer noch sein altes Kinderzimmer, es war das hinterste Zimmer im ersten Stockwerk. An den Wänden des langen Korridors hingen riesige Ölbilder ihrer adeligen Vorfahren. Die hochgewachsenen Körper in bauschigen Seidengewändern wirkten steif und bedrohlich. Sie hatten James, als er klein war, Angst eingejagt. Die männlichen Ahnen sahen alle sehr grimmig drein, die weiblichen eher traurig. Schönheiten waren keine darunter. Im Gegenteil, James fand, dass seine Vorfahren mütterlicherseits mindestens so hässlich waren wie die alten Habsburger.

Vor den Blicken seines Großvaters, die ihn in sein Zimmer zu begleiten schienen, hatte sich James als Kind immer besonders gefürchtet. Elsa hatte ihm erzählt, dass ihr Vater ein sehr strenger Mann gewesen war, der sie oft misshandelt hatte. Schon beim kleinsten Ungehorsam hatte sie scheitelknien müssen. Und wenn sie etwas Verbotenes angestellt hatte, war sie von ihrem Vater sogar im Verlies eingesperrt worden, manchmal sogar gefesselt.

Der Alte schien ein richtiger Sadist gewesen zu sein. Und so sah er auf dem Ölschinken auch aus. Manchmal hatte er die kleine Elsa gezwungen, mit verbundenen Augen auf den Zinnen der Burgmauer entlangzugehen, und sie angeblich, wenn sie sich vor Angst in die Hose machte, nur ausgelacht.

Elsa hatte ihrem Sohn diese schrecklichen Geschichten erzählt, als er noch nicht einmal sprechen konnte. Sie hatte angenommen, er würde sie nicht verstehen. Doch James erinnerte sich bis heute fast wortwörtlich daran. Ihm graute vor seinem Großvater. Zum Glück hatte er ihn nicht kennengelernt. Der alte Schlossherr war kurz vor seiner Geburt gestorben.

Die Einrichtung seines Zimmers entsprach nicht den Bedürfnissen eines Dreiundzwanzigjährigen, doch Elsa hatte es bisher nicht geschafft, seine alten Spielsachen wegzuräumen.

James hatte sich schon oft darüber beklagt, dass seine Regale mit kaputten Modellflugzeugen und Rennautos vollgestopft waren. Er war bislang allerdings nicht auf die Idee gekommen, sie selbst wegzuwerfen.

Erst vor kurzem hatte sich James außerdem beschwert, dass seine Mutter „diese verdammten Staubfänger“, wie er sie nannte, nicht endlich entfernte. Gemeint waren die alten Jagdtrophäen an den Wänden im Entree. Neben Geweihen von Hirschen und Rehböcken prangte auch der Schädel eines schwarzen Nashorns an der Wand. James erschrak jedes Mal, wenn er an dieser Menagerie vorbeiging. Er verstand nicht, warum Elsa so an den Trophäen ihrer Vorfahren hing. Sie konnte zwar mit Gewehren und Pistolen gut umgehen und zielgenau schießen, aber sie war keine passionierte Jägerin.

Um Mitternacht war James noch immer nicht zu Hause. Elsa begann sich Sorgen zu machen. Später wurde sie regelrecht wütend. Ja, er war erwachsen, aber anrufen könnte er trotzdem, dachte sie. Sie überlegte, Siegfried zu fragen, ob er wisse, wo seine Tochter und ihr Sohn abgeblieben waren. Vielleicht übernachtete James sogar im Hause des Arztes? Ein Anruf um Mitternacht war aber keine gute Idee. Womöglich wusste Siegfried noch nichts von der Beziehung seiner Tochter mit James. War es überhaupt eine Beziehung? Oder waren die beiden nur gute Freunde? Elsa wollte Gewissheit haben.



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